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ie Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist ein bedeutsames Papier, welches bereits 1948 von den Vereinten Nationen unterzeichnet wurde. In ihm sind 30 Artikel vermerkt, die alle auf den Schutz aller Menschen abzielen. Jeder Artikel setzt sich für ein anderes Recht ein. Bei Artikel 4 geht es um die Sklaverei und damit um ein Thema, welches leider heute noch große Brisanz besitzt:

»Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.«

Voices for Humanity - Braulio Vargas - Landesweite Kampagne zur Förderung der Menschenrechte in Costa Rica

Braulio Vargas zeigt die verborgene Seite von Costa Rica mit einem aufschlussreichen Bericht über die Probleme, mit denen sich viele seiner Bürger herumschlagen – von Menschenhandel bis hin zu Obdachlosigkeit. Aber seine Arbeit zur Förderung der Menschenrechte hebt im ganzen Land das Bewusstsein an.


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Das meint Artikel 4 der Menschenrechte

Der Artikel 4 der Menschenrechte setzt sich mit einem Thema auseinander, was sehr alt ist. Darüber hinaus gab es schon vor der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte diesbezüglich Verträge, um den Sklavenhandel zu verbieten. Im Folgenden gehen wir näher darauf ein. 

Wenn du an Sklaverei denkst, dann kommen dir sicherlich Bilder aus Filmen und Büchern in den Kopf: Menschen afrikanischer Herkunft sitzen eng gedrängt auf Schiffen und tragen schwere Eisenketten. Sie erreichen ein fernes Land, um dort ohne Lohn auf Plantagen zu schuften. Sind das veraltete Bilder? Leider nein. Und auch das erfährst du hier. 

Ein uraltes Konzept: Sklaverei

In allen antiken Hochkulturen gab es laut Archäologen und Historikern Sklaverei. Bis zur Erschöpfung oder gar zum Tod arbeiteten Männer, Frauen und Kinder für eine obere Schicht. Dafür erhielten sie oft keinen Lohn und nur ein Dach über den Kopf sowie Nahrung. Zu den typischen Formen der Sklaverei gehören Frondienste auf Plantagen und die Arbeit in unzugänglichen Minen.

Doch was ist eigentlich ein Sklave? Ein Sklave ist ein Mensch ohne Rechte. Er wird gegen seinen Willen festgehalten, entführt, misshandelt und ausgebeutet.

Ihm wird also der Artikel 4 der Menschenrechte abgesprochen. Stattdessen ist er das Eigentum eines anderen Menschen. Manche Historiker verwenden synonym den Begriff Leibeigener. 

Sklaverei stellt einen Ausdruck von Gewalt dar - zwischen einer Gesellschaft oder Menschen. Es ist ein »Akt der Unterwerfung«, der mit einem immensen Leid einhergeht.

Ein Beispiel aus dem antiken Griechenland verdeutlicht die Bedeutung der Sklaverei für die athenischen Bürger. Sie nutzen ihre Sklaven für alltägliche Aufgaben und schwere Arbeiten, sodass sie selbst viel Zeit für den Müßiggang und Politik hatten. Auch die alten Römer setzten Sklaven ein. In der Blütezeit Roms gab es 400.000 Sklaven, wohingegen es nur 20.000 Bürger gab. Die Sklaven arbeiteten für sie ohne Entlohnung.

Sklaverei: überall verbreitet

Ein paar Fakten zeigen dir auf, wie weltumspannend die Sklaverei ist.

  • Lange vor der Entdeckung Amerikas im 15. Jahrhundert gab es in Afrika Sklaverei. Damals bedeutete Kontrolle, die Kontrolle über Menschen und nicht über Land zu haben. Ein Sklavenhandel lag damit nahe.
  • Im Zeitalter der Kolonialisierung verschleppten Sklavenhändler Millionen von Afrikanern auf den amerikanischen Kontinent. Der Sklaventransfer dauerte 400 Jahre an und diente vor allem der Zwangsarbeit auf Zuckerrohr-, Baumwoll- und Tabakplantagen.
  • Die Griechen der Antike bezogen ihre Sklaven vor allem aus Thrakien, Kleinasien, Syrien und Armenien.
  • Auch islamische Herrscher setzen für die Arbeit Sklaven ein.
Das offizielle Ende der Sklaverei läutete das Zeitalter der Aufklärung ein.

Die Stimmung in Europa veränderte sich, wodurch sich immer mehr Menschen gegen die Zwangsarbeit und Leibeigenschaft auflehnten. Eingeleitet wurde die Abschaffung der Sklaverei letztlich durch mehrere Faktoren:

  • Selbstbefreiung während des Sklavenaufstands auf dem heutigen Haiti 1791-1803
  • Ablehnung vom Sklavenhandel durch religiöse Gruppen wie den Quäkern (Mitglied einer christlichen Religionsgemeinschaft, die vor allem in den englischsprachigen Teilen der Welt und in Afrika Verbreitung fand) Quelle
  • Bewegung der Abolitionisten (Gegner der Sklaverei)

Bereits 1722 gab es in Dänemark ein Verbot für den Sklavenhandel. Mehr als 80 Jahre später schloss sich England an. 1865 markiert das Sklavereiende in den Südstaaten der USA. Im ausgehenden 19. Jahrhundert zog der afrikanische Kontinent formell nach. 1980 schaffte Mauretanien als letzter Staat die Sklaverei ab. 

Gibt es heute noch Sklaverei?

Leibeigene und Arbeitssklaven gibt es noch heute, obgleich alle Staaten auf der Welt die Sklaverei formell abgeschafft haben. Die Menschenrechte mögen dies verbieten, aber die Zwangsarbeit ist allgegenwärtig. Sie wird gern als »moderne Sklaverei« bezeichnet, obgleich sich am Prinzip nichts verändert hat.

Die moderne Sklaverei reicht von der politischen Gefangenschaft über die Zwangsprostitution und Kinderarbeit bis hin zur Rekrutierung von Kindersoldaten, der Leibeigenschaft und wirtschaftlichen Ausbeutung.

Wieso wird diese Zwangsarbeit als moderne Sklavenarbeit bezeichnet, wenn sich doch eigentlich nichts zur Sklaverei von damals verändert hat?

Der einzige Unterschied besteht in der juristischen Legalität. So schreibt der Sklaverei-Forscher Kevin Bales:

»In der Vergangenheit bedeutete Sklavenhaltung, dass eine Person eine andere rechtmäßig besaß; in der modernen Sklaverei ist dies nicht der Fall. Heute ist Sklaverei weltweit verboten, daher ist es nicht mehr möglich, Menschen legal zu besitzen.

Der einstige Sklavenhandel fand offiziell statt. Teilweise gab es sogar Eigentumsurkunden. Heute ist er verboten, daher braucht man keine Quittungen. Stattdessen kommt »nur« rohe Gewalt - psychisch und/oder physisch - zum Einsatz. Offizielle Statistiken gehen von mindestens 40 Millionen Sklaven weltweit aus. Das ist eine optimistische Schätzung, da Experten auf eine deutlich höhere Dunkelziffer hinweisen.

Wieso gibt es Sklaverei?

Menschen nutzen andere Menschen als Sklaven aus den unterschiedlichsten Gründen. Hierzu zählen:

  • Verschuldung (Schuldknechtschaft)
  • Bestrafung
  • Diskriminierung
  • Gewinnsucht

Mit der modernen Sklaverei machen Verbrecher aus Europa und Nordamerika rund 47 Milliarden US-Dollar Profit. Es ist damit ein lukratives Geschäft. Im Unterschied zum Drogen- und Waffenhandel ist die Ware Mensch noch einfacher zu beschaffen. Zudem lässt sie sich immer wieder verkaufen. Sklaven sind preiswert und ersetzbar. Das klingt traurig und entmenschlicht, aber genau das macht den Sklavenhandel aus. Ein weiteres Zahlenbeispiel verdeutlicht die Brisanz: 1850 kostete ein Sklave durchschnittlich 1.800 US Dollar. Heutzutage liegt der Preis im Durchschnitt bei 90 US Dollar. 

Gibt es Sklaven in Deutschland?

Es mag dich erstaunen, aber auch in Deutschland haben einige Menschen nicht die Rechte, die ihnen zustehen müssten. Hierunter fallen beispielsweise die Opfer der Zwangsprostitution. Sie sind Teil der modernen Sklaverei und dem Menschenhandel. Das Bundeskriminalamt geht von einem weiteren Anstieg der Opfer aus. Das läge vor allem an der Flüchtlingskrise in Nordafrika und dem Mittleren Osten. Flüchtlinge sind für Menschenhändler einfache und billige Opfer. Es fällt kaum auf, wenn sie verschwinden. Werden sie tot gefunden, lassen sie sich sehr schwierig identifizieren. Oft gehören die Täter sogar zum sozialen Umfeld, was die Aussagebereitschaft zusätzlich senkt.

Was kannst du gegen die moderne Sklaverei tun?

Der erste Schritt ist, sich die Problematik zu verdeutlichen. Ja, es gibt weiterhin Sklaven auf unserer Welt. Ja, es gibt Sklaven in Deutschland. Vermutlich denkst du, du bist mit ihnen noch nie in Kontakt gekommen. Das kann sein. Aber bist du dir sicher? Moderne Sklaverei ist viel mehr als nur Zwangsprostitution. Schleuserbanden bringen Kinder, Frauen und Männer nach Deutschland, um Zwangsarbeit jeglicher Art zu verrichten.

Vom Baugewerbe über Reinigungsarbeiten bis hin zum Kosmetikstudio.

Es gibt zahlreiche Branchen, die auf die moderne Leibeigenschaft setzen. Schau daher zweimal hin, wer für dich Arbeiten verrichtet und von welchem Anbieter du eine Leistung beziehst.

Wenn Du Dich einsetzen möchtest, gegen die moderne Sklaverei etwas zu tun, oder Institutionen und Gruppen unterstützen willst, die effektiv dagegen vorgehen, Aufklärung betreiben und bereits Kinder und Jugendliche zu dem Thema sensibilisieren, dann melde dich bei uns: Mach mit!

Weitere Informationen und Quellen zum obigen Thema:

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Photo by Dmitry Schemelev on Unsplash

Publiziert am
Jun 23, 2021
 in Kategorie:
Verbote

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