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m Dezember 1948 beschlossen die Vereinten Nationen ein bedeutendes Papier: die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Sie setzt sich aus 30 Artikeln zusammen, die alle dem Schutz aller Menschen jetzt und heute dienen. In diesem Text geht es um Artikel 1 der Menschenrechte:

»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.«

Das meint Artikel 1 der Menschenrechte

Artikel 1 der Menschenrechte behandelt eines der besonders wichtigen Rechte. Es ist quasi das Basisrecht und zielt auf die Würde des Menschen ab, denn es besagt, dass alle Menschen frei geboren sind. Sie besitzen ein gleiches Recht auf Freiheit. Hierbei ist zu beachten, dass die Freiheit des Einzelnen aber nicht zu Lasten der Freiheit der anderen geht. 

Vielleicht denkst du jetzt: Die Menschen sind doch nicht gleich! Wer beispielsweise bei der Geburt mit einem hohen IQ gesegnet ist, hat bessere Karrierechancen als jemand mit einem niedrigeren IQ. Das stimmt.

Das bedeutungsschwere Wort »gleich« meint in diesem Zusammenhang nicht, dass alle Menschen bezüglich ihrer individuellen Situation und Fähigkeiten identisch sind. Vielmehr richtet es sich an die Staaten, die dazu verpflichtet sind, alles für die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten für jeden zu tun. Gleichzeitig ruft der Artikel jeden auf, andere Personen als gleichberechtigt zu erachten und Respekt zu zollen.

Beispiel für Nicht-Einhaltung des Artikels 1: Apartheid in Südafrika

Südafrika ist ein modernes Land. Die Multikulti-Gesellschaft wird aktiv gefördert, was jedoch nicht immer so war. So gab es in dem afrikanischen Staat auf der Südhalbkugel über Jahrzehnte hinweg ein System von Ungerechtigkeit und Unterdrückung: die Apartheid bzw. Trennung. Sie sprach sich gegen die Würde eines jeden Menschen aus und benachteiligte immens die schwarze Bevölkerung.

So begann die politische Rassentrennung

Hinter dem Begriff Apartheid verbirgt sich eine stringente Rassentrennung in Südafrika im 20. Jahrhundert. Sie fand ihren Anfang 1910 durch die ersten Gesetzgebungsmaßnahmen in der Südafrikanischen Union. 1911 verpflichtete der »Mines and Works Act« die Farbigen zur Verrichtung von niedrigen Arbeiten. Nur zwei Jahre später folgte der »Native Land Act«, der Siedlungsgebiete nur für Schwarze auswies. Gleichzeitig ist ihnen nicht erlaubt gewesen, außerhalb dieser Siedlungsgebiete Grundstücke zu kaufen. 

Einen neuen, großen Aufschwung erhielt die Apartheid nach dem Zweiten Weltkrieg.

Schwarze Minenarbeiten streikten und politisch Engagierte gründeten 1944 den Widerstandsverband »ANC Youth League«. Die Jugendorganisation folgte dem Motto »Afrika ist das Land der Schwarzen«. Einer ihrer Gründungsväter war Nelson Mandela. Doch warum trug dies zur Apartheid bei? Weiße Nationalisten hielten dagegen, indem sie die Angst der Weißen schürten. Sie warnten vor der »schwarzen Gefahr« und ernannten sich zu den Landesführern des angeblich bedrohten Südafrikas. Rückhalt erhielten sie aus der Bevölkerung. Sie war voller Angst vor dem »schwarzen Mann« und Angst ist in der Politik ein bewährtes Mittel, um einen radikalen Umbruch zu erreichen.

1948 siegte die rassistische Partei Nationale Partei NP mit ihrer Angstpolitik bei den Wahlen. In den Folgejahren unternahmen sie alles, um die Trennung von Schwarz und Weiß zu forcieren. Keine Frage: Der Unrechtsstaat hatte als Basis gravierende Menschenrechtsverletzungen.

Nicht von Geburt an gleich und nicht frei: Isolation der schwarzen Bevölkerung

1948 war der Auftakt für eine komplette Umstellung des öffentlichen Lebens in Südafrikas. Für die Rassentrennung kam massive Polizeigewalt zum Einsatz, denn nicht alle wollten sich den menschenverachtenden Regeln beugen.

Das Konzept der regierenden Partei war: Die Rechte und Privilegien der Weißen müssen geschützt werden. Die Schwarzen dienen als billige Arbeitskräfte.

Als Folge entstanden die bereits erwähnten Homelands für die Farbigen. Letztlich waren es riesige Ghettos, für die die südafrikanische Regierung keine soziale, ökonomische oder politische Verantwortung übernahm.

Zurück zur Würde: Implementierung der Menschenrechte

Erst in den 1980er-Jahren musst die südafrikanische Regierung aufgrund von dem zunehmenden innen- und außenpolitischen Druck ihren Kurs ändern. Die Apartheid ließ sich nicht mehr aufrechterhalten. Die ersten Reformen in den 1980er-Jahren durch den neuen Präsidenten Pieter Willem Botha waren jedoch unzureichend.

Zur gleichen Zeit forderten Menschen weltweit die Freilassung von dem Menschenrechtler und Führer der Schwarzen Nelson Mandela, der damals schon 20 Jahre in Haft saß. Anfang der 1980er-Jahre kam er schließlich frei und setzte außerhalb des Gefängnisses erfolgreich seine Politik fort. Letztlich kam es zu einer Regierungsbeteiligung der schwarzen Mehrheit und das Fundament für ein neues Südafrika war gelegt.

1994 ist Nelson Mandela bei den ersten freien Wahlen aller Bürger Südafrikas zum ersten schwarzem Ministerpräsidenten des Landes ernannt worden.

Damit gingen in den Folgejahren zahlreiche Reformen einher, wodurch Artikel 1 der Menschenrechte wieder für alle Einwohner des Landes galt. 

Realität trifft auf den frommen Wunsch der Gleichheit bei Geburt 

Die Apartheid ist ein gutes Beispiel für Artikel 1 der Menschenrechte, denn mit ihr lässt sich der Aufstieg eines Verstoßes gegen Bewahrung der Würde aller und seines Niedergangs darstellen. So simpel und schön wie dies klingt, ist es aber nicht. Das Apartheidsregime endete offiziell 1994. Die Folgen des Unrechtsstaats reichen jedoch bis in die heutige Zeit. Gravierend sind die sozialen und gesellschaftlichen Konsequenzen, weshalb sie sich nicht einfach wegradieren lassen.

Es bedarf viel Arbeit, um alte Strukturen zu lösen. Das geschieht nicht über Nacht. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, konsequent und mit Menschlichkeit für die Menschenrechte zu kämpfen.

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Photo by Jimmy Conover on Unsplash

Publiziert am
Aug 13, 2021
 in Kategorie:
Gleichheit

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